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Das Thema Kommunikation ist an und für sich komplex. Geht es um die interne Kommunikation eines Unternehmens, wird es vielschichtig, und gerade in der Start-up-Phase zeigen sich oftmals Hürden beim richtigen Kommunizieren.
Teresa Hammerl kennt die Start-up-Branche in Österreich und im Silicon Valley wie ihre eigene Westentasche. Daher habe ich sie um Einblicke in ihre tägliche Arbeit und dieses Interview gebeten.
Der Blog Girls Guide to Blogging bezeichnete Teresa vor ein paar Jahren als „Internetmensch“. Ich habe sie gefragt, was es für sie bedeutet, ein „Internetmensch“ zu sein und ob sich daran was geändert hat. Wie erwartet trifft der Begriff nach wie vor auf sie zu. Dies impliziert für sie jedoch nicht, 24 Stunden erreichbar zu sein. Vielmehr erleichtert das Netz eine grenzenlose Kommunikation, baut Hürden ab und ermöglicht ihr als Journalistin, ihre eigenen Texte zu veröffentlichen.

„Als Journalistin selbst auf Publish zu drücken, ohne große Hürden dazwischen zu haben.“

Teresa lebt in der „Gründerstadt“ San Francisco. Sie ist Journalistin und schreibt über Themen wie Technologie, Start-ups, Social Networks und was es im Silicon Valley Neues gibt. Sie fördert somit den Wissensaustausch zwischen den USA und der deutschsprachigen Szene. Wesentlich für ihre Arbeit ist das richtige Feingefühl, die neuesten Trends zu kennen und in sozialen Medien aktiv zu sein. Sie ist der Meinung, dass es für ihren Job kein gesondertes Studium braucht, umso wichtiger sind für sie hochwertige Informationen und vertrauenswürdige Quellen.

„Die wichtigste Kompetenz ist, dass man sich informiert!“

Auf meine Frage, wie sich feststellen lässt, ob Start-ups schlecht oder gut kommunizieren, antwortete Teresa, dass für sie der erste Eindruck zählt. Eine ansprechende Teamseite und ein gut ausgestatteter Pressebereich sind das Um und Auf. Weiters ist es von Vorteil, ein Produkt in Action zu erleben, und ausschließlich mittels Presseaussendung zu kommunizieren, ist zu wenig. Gerade persönliche Kontakte sind unbezahlbar und bei der Kommunikation mit den Medien fördert gegenseitiges Verständnis die Anliegen von Start-ups und Medien.
Ich habe Teresa nach den Unterschieden in der Kommunikationskultur zwischen San Francisco und Wien gefragt. Sie hat mir erzählt, dass die Szene in Wien überschaubar ist. Vieles läuft über persönliche Kontakte. In San Francisco ist zu beobachten, dass vor allem kleinere Entrepreneure herzlicher und offener mit den Medien sprechen. Hierbei zählt nicht der reine Businessgedanke, sondern im Vordergrund steht das gegenseitige Kennenlernen. Teresa räumt ein, dass in der heimischen Szene ein klarer Trend in diese Richtung zu erkennen ist.
In puncto Content-Strategie habe ich Teresa gefragt, ob qualitativer Content die Redaktionen besser erreicht, was sie mir anhand von zwei interessanten Projekten bestätigte. Für den heimischen Markt nannte sie Anyline und Usersnap als positive Beispiele. Auch betreibt buffer für sie eine gelungene Kommunikation und ist somit nennenswert. Die Unternehmen Usersnap und buffer haben für die eigenen Blogs gute Content-Strategien ausgearbeitet. Anyline arbeitet mit Use Cases aus dem Alltag und schafft es damit, ein technisch komplexes Produkt gut zu veranschaulichen und zu erklären. Teresa unterstreicht, dass es auf die Zielgruppe ankommt. Für Medien sind Use Cases gleichfalls hilfreich, um neue Produkte besser zu verstehen.
Weiters habe ich mit Teresa über das Tabuthema Fehlerkultur gesprochen. Ein Problem, mit dem viele Start-ups zu kämpfen haben.

„Auch wenn ein Start-up nicht funktioniert, dieses Scheitern gibt es einfach nicht!“

Sie ist der Meinung, dass es unheimlich wichtig ist, Fehler zu machen. Auch für Facebook war das Mantra lange Zeit „Move fast and break things“. Für sie macht den wahren Erfolg aus, wenn das Scheitern als Chance akzeptiert wird, Aufgeben keine Option darstellt und Menschen kurzerhand weitermachen.
Auch hat mich interessiert, zu erfahren, aus was sich ihrer Meinung nach der ROI[1] der internen Kommunikation zusammensetzt. Sie denkt, dass es gerade für Start-ups essenziell ist, eine Person zu definieren, am besten den CEO, die für die Kommunikationskultur im Unternehmen verantwortlich ist. Darüber hinaus muss das Unternehmen den Mitarbeiter/-innen die Chance zum Reflektieren geben. Das Unternehmen Twitter löst diese Aufgabe mithilfe der „Twitter Tea Time“. Am Ende jeder Woche setzen sich die Teams zusammen und besprechen, was gerade ansteht und in letzter Zeit passiert ist.

„Es ist auch schwierig, wenn man immer nur über Fortschritt spricht. Auch das kann sehr frustrierend sein.“

Gerade zu Beginn der Start-up-Phase vergisst das Management oftmals auf eine bewusste Kommunikation mit den Mitarbeiter/-innen. Teresa ist überzeugt, dass es schwierig ist, sich mit interner Kommunikation auseinanderzusetzen, ungeachtet dessen ist ihr größtmöglicher Wert beizumessen.
Abschließend habe ich mich bei Teresa nach den Trends für Start-ups erkundigt. Sie sagte, dass es wichtiger wird, internationaler zu denken und sich andere Märkte, abseits von London oder Berlin, anzusehen. Neben dem Silicon Valley kann beispielsweise Tel Aviv oder der asiatische Markt für Start-ups interessant sein. Das richtige Gefühl für den Markt entsteht erst, erzählte sie mir, wenn junge Gründer selber vor Ort waren. Es ist unbezahlbar, sich mit Menschen zu unterhalten und somit einen besseren Eindruck zu bekommen, wie schwer oder groß die Aufgabe ist. Auch sie hat das stark gemerkt, als sie nach San Francisco gegangen ist. Österreichischen Gründern rät sie, gerade aufgrund der großen bürokratischen Hürden, sich zusammenzutun und sich ein gutes Netzwerk und Auffangnetz zuzulegen.

„Ein System wird dadurch gestärkt, dass man nicht gegeneinander, sondern miteinander arbeitet.“

Teresa ist überzeugt, dass das Arbeiten in einem Coworking Space für junge Gründer viele Vorteile mit sich bringt. Es ist von großem Nutzen, sich mit anderen zusammenzutun, und eventuell kristallisiert sich zugleich ein Cofounder heraus.


Leider funktionierten an diesem Tag Google Hangouts on Air nicht einwandfrei und wir brauchten mehrere Anläufe. Teresa war ungeheuer kooperativ und hat sich gleich zweimal in den frühen Morgenstunden Zeit für mich genommen. Die drei Gespräche sind zu einem Interview zusammengefasst.


[1] Return on Investment